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Mittwoch, 6. Januar 2016
Es beginnt am 23.12.
palmi63, 12:10h
Weihnachten, ich war dabei, die Weihnachtsbaumspitze zu befestigen. Die Hände voller Harz, aus dem Radio meiner Tochter dröhnte Technomusik, Opa hörte Marschmusik nicht viel leiser, mein Sohn lag verkabelt auf dem Sofa, wer weiß, was er hörte. Und dann hörten sie den Knall, der Stuhl, auf dem ich stand, krachte zur Seite, meine 150 Kilo nach hinten und … mehr weiß ich nicht.
Eine seltsame Ruhe umfängt mich, wundervoll und alles in hellem Lichte. Ganz in der Ferne schwebt ein gewaltiger Tisch regelrecht auf Wolken, um ihn herum unendlich viele Stühle und, … ja, es sind Engel, die um ihn herum Platz genommen haben.
Ich gelangte zu ihnen und ein Engel mit einem sehr faltigen, männlichen Gesicht, graue Haare, nach oben gewellt, begrüßt mich.
„Ah, der Herr Studienrat Lehmann!“
„Und Ihr, mein Herr?“, forderte ich ihn auf, sich vorzustellen.
„Kennt er mich denn nicht, den Geheimrat, dessen Werke er seit Jahrzehnten seine Schüler bearbeiten läßt!“
„Goethe, leibhaftig?“, fragte ich ihn erstaunt.
„Nun, nicht ganz leibhaftig, mehr so eine Art nebulöser Geist, nicht fassbar, man darf durch mich hindurchlaufen, dafür erspare ich mir allerdings den Stoffwechsel, war ja arg lästig. Und außerdem, Sie kennen es, mal traf der Koch Ihren Geschmack, mal nicht. Wie ich hörte gab es allerdings gewisse Fortschritte in Bad und Küche, Erleichterungen, an denen wohl der Edison nicht ganz unbeteiligt war.“
„All die großen Geister sind hier versammelt?“, wollte ich erstaunt wissen.
„Natürlich, leider auch die weniger großen Geister. Mephisto nahm es mir übel, dass ich meinen „Faust“ nicht für ihn gewinnend enden ließ. Deshalb sandte er mir einige Sünder aus seinem Reiche alsbald an meine Tafel, mir zur Plage.“
„Oder als Herausforderung?“, fragte ich keck.
„Stalin und Hitler als Herausforderung, nur weil sie kurz vor ihrem Ende noch ein Stoßgebet gen Himmel sandten?“
„Nun, schließlich seid Ihr einer der größten Denker der deutschen Geschichte, die moralische Instanz schlechthin, da werdet Ihr doch mit diesen beiden Gestalten fertig werden!“
„Und er will Lehrer gewesen sein? Ließ sich von seinen Schülern auf der Nase herumtanzen, schrie und brüllte acht Stunden am Tag.“
„Ihr wißt ja ziemlich viel, sprecht wie ein alter Schulmeister mit mir und jammert über die kleinste Herausforderung. Ach, übrigens, mit der Liebe in Euren alten Tagen, die Verrücktheit zur Levenzow …“
„Was meint er da?“
„Ein alter Greis, rennt einem so jungen Mädchen hinterher, macht sich zum Gespött der Leute.“
„Ich muss da noch mal mit meinem Mephisto sprechen, warum man Ihn zu mir gesandt? Reichte es nicht, zwei Diktatoren zu bekehren und jetzt noch einen Besserwisser!“
„Ich kann meinen Lehrer einfach nicht abschütteln! Verzeiht mir bitte!“
„Sei es! Er war ja wohl lang genug beschäftigt, seinen Zöglingen zu vermitteln, dass mein „Faust“ auch in seine heutige Zeit gehöret! Ich habe gelernt, dass Handys und Smartphones, Tablet-PCs und vieles mehr nicht geeignet sind, das Denken der Jugend zu fördern. Statt Dinge, Ereignisse, physikalische Gesetzmäßigkeiten als ein Ganzes zu sehen, greift man einen Fakt heraus, benennt ihn und kommt zum Nächsten.“
„Wie meinen?“
„Sieh er sich meinen armen „Faust“ an, ständig auf der Suche, sein Wissen zu erweitern, die Welt als Ganzes zu sehen. Er wollte nicht Katharine die Große sehen, wissen, welches Markenlabel sie gerade trägt, er wollte die Welt verstehen, was Menschen antreibt, die Welt zu verändern!“
„Jetzt verstehe ich!“, atmete ich erleichtert auf. „Ja, unsere Jugend weiß heute, was schick ist, wer wieviel Geld verdient ohne etwas dafür tun zu müssen…!
„Auch zu meiner Zeit gab es genügend junges Volk, was nur dem schnöden Mammon frönte, was sich durch Nichtstun auszeichnete und mitleidig auf andere herabschaute. Heute verbreiten sich diese Ideen schneller, bieten Stoff für Fernsehsender und Zeitschriften, wo das Wissen hinter den Schlagzeilen zurücktritt.“
Eine seltsame Ruhe umfängt mich, wundervoll und alles in hellem Lichte. Ganz in der Ferne schwebt ein gewaltiger Tisch regelrecht auf Wolken, um ihn herum unendlich viele Stühle und, … ja, es sind Engel, die um ihn herum Platz genommen haben.
Ich gelangte zu ihnen und ein Engel mit einem sehr faltigen, männlichen Gesicht, graue Haare, nach oben gewellt, begrüßt mich.
„Ah, der Herr Studienrat Lehmann!“
„Und Ihr, mein Herr?“, forderte ich ihn auf, sich vorzustellen.
„Kennt er mich denn nicht, den Geheimrat, dessen Werke er seit Jahrzehnten seine Schüler bearbeiten läßt!“
„Goethe, leibhaftig?“, fragte ich ihn erstaunt.
„Nun, nicht ganz leibhaftig, mehr so eine Art nebulöser Geist, nicht fassbar, man darf durch mich hindurchlaufen, dafür erspare ich mir allerdings den Stoffwechsel, war ja arg lästig. Und außerdem, Sie kennen es, mal traf der Koch Ihren Geschmack, mal nicht. Wie ich hörte gab es allerdings gewisse Fortschritte in Bad und Küche, Erleichterungen, an denen wohl der Edison nicht ganz unbeteiligt war.“
„All die großen Geister sind hier versammelt?“, wollte ich erstaunt wissen.
„Natürlich, leider auch die weniger großen Geister. Mephisto nahm es mir übel, dass ich meinen „Faust“ nicht für ihn gewinnend enden ließ. Deshalb sandte er mir einige Sünder aus seinem Reiche alsbald an meine Tafel, mir zur Plage.“
„Oder als Herausforderung?“, fragte ich keck.
„Stalin und Hitler als Herausforderung, nur weil sie kurz vor ihrem Ende noch ein Stoßgebet gen Himmel sandten?“
„Nun, schließlich seid Ihr einer der größten Denker der deutschen Geschichte, die moralische Instanz schlechthin, da werdet Ihr doch mit diesen beiden Gestalten fertig werden!“
„Und er will Lehrer gewesen sein? Ließ sich von seinen Schülern auf der Nase herumtanzen, schrie und brüllte acht Stunden am Tag.“
„Ihr wißt ja ziemlich viel, sprecht wie ein alter Schulmeister mit mir und jammert über die kleinste Herausforderung. Ach, übrigens, mit der Liebe in Euren alten Tagen, die Verrücktheit zur Levenzow …“
„Was meint er da?“
„Ein alter Greis, rennt einem so jungen Mädchen hinterher, macht sich zum Gespött der Leute.“
„Ich muss da noch mal mit meinem Mephisto sprechen, warum man Ihn zu mir gesandt? Reichte es nicht, zwei Diktatoren zu bekehren und jetzt noch einen Besserwisser!“
„Ich kann meinen Lehrer einfach nicht abschütteln! Verzeiht mir bitte!“
„Sei es! Er war ja wohl lang genug beschäftigt, seinen Zöglingen zu vermitteln, dass mein „Faust“ auch in seine heutige Zeit gehöret! Ich habe gelernt, dass Handys und Smartphones, Tablet-PCs und vieles mehr nicht geeignet sind, das Denken der Jugend zu fördern. Statt Dinge, Ereignisse, physikalische Gesetzmäßigkeiten als ein Ganzes zu sehen, greift man einen Fakt heraus, benennt ihn und kommt zum Nächsten.“
„Wie meinen?“
„Sieh er sich meinen armen „Faust“ an, ständig auf der Suche, sein Wissen zu erweitern, die Welt als Ganzes zu sehen. Er wollte nicht Katharine die Große sehen, wissen, welches Markenlabel sie gerade trägt, er wollte die Welt verstehen, was Menschen antreibt, die Welt zu verändern!“
„Jetzt verstehe ich!“, atmete ich erleichtert auf. „Ja, unsere Jugend weiß heute, was schick ist, wer wieviel Geld verdient ohne etwas dafür tun zu müssen…!
„Auch zu meiner Zeit gab es genügend junges Volk, was nur dem schnöden Mammon frönte, was sich durch Nichtstun auszeichnete und mitleidig auf andere herabschaute. Heute verbreiten sich diese Ideen schneller, bieten Stoff für Fernsehsender und Zeitschriften, wo das Wissen hinter den Schlagzeilen zurücktritt.“
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